Fotografie bts / behind the scenes Ein Bild zum Jahreswechsel

Ebo Schuy –  28 Dezember 2021 


 Ich war selbst überrascht, wie professionell und einfach es noch funktionieren kann, Konzepte und Ideen durchzusetzen. 
(An dieser Stelle gehe ich nicht auf die Diskussion über die Umsetzbarkeit von Konzepten unter C-19 Bedingungen ein. Wir alle hören davon täglich genug) 

Vor einigen Wochen erhielt ich eine E-Mail, in der ich angefragt wurde, ob ich bereit wäre eine Bratpfanne mit allen Freiheiten, die ich mir wünsche zu fotografieren. Dabei wurde ein zur Verfügung stehendes Budget genannt, bei dem die Wertschätzung und das Interesse an einer bestimmten Art von Fotografie, für die ich stehe, zu bemerken war.

Es klingt vielleicht ein wenig eitel, hier wurde nicht ein Fotograf angefragt, sondern der Stilllife-Fotograf Schuy. Mit den ersten Sätzen war klar, hier wird nicht einfach eine Abbildung eines Produktes gewünscht, hier fragt der Schreiber der E-Mail nach einem Bild, einem Werk mit einer bestimmten Persönlichkeit.

Klar ist so etwas gut zu lesen, in jedem Fall für das eigene Ego und so war auch klar, über diesen Auftrag werde ich gerne nachdenken und ihn letztendlich auch erledigen, wenn ich eine Idee, ein Konzept finde, welches dem Produkt gerecht wird.

 Hier ein kurzer Vergleich mit guten Schauspieler*innen: Erst wenn das Drehbuch gelesen ist, wird entschieden, ob man die Aufgabe übernehmen möchte.

 Wie hoch legt man sich also die Messlatte, wenn man einen solchen Auftrag bedenkt? 
Hier kündigte sich einer der Aufträge an, unter dem ich später gerne meinen Namen, und die Nennung  ja sogar gesetzlich vorgeschrieben, sehen werde.  Jetzt geht es darum, die Messlatte so hochzulegen, dass auch ich in besonderer Weise gefordert bin. 
Ich möchte keinen Job mehr machen, dessen kreative Umsetzung simple ist. 
Über das Handwerk muss ich nicht mehr nachdenken. 
Das, was die Fotografie ausmacht, ist der Spirit eines Bildes, der maßgeblich durch die Autoren und die Mitwirkenden beeinflusst wird. 

In der Werbefotografie arbeiten wir oft mit Intentionen und Illusionen, auch ich bin davon sehr fasziniert wie sehr wir über Bilder Eindrücke vermitteln können. Es ist wie in einem guten Film, nur wenn Handlung und Bilder sich in den Details vereinen, um stimmige Emotionen zu vermitteln, nehmen wir die Story ernst.

 Authentizität spielt dabei eine sehr große Rolle! Sie ist nicht nur ein Schlagwort, wenn auch so oft missbraucht.  Wir müssen uns hüten Authentizität einfach nur darstellen zu wollen. Wenn wir in unserer Arbeit, ebenso wie alle beteiligten Personen und Elemente, nicht authentisch sind, können wir das Konzept vergessen. 

Zurück zur authentischen Bratpfanne.
Sie wird zunächst für mich authentisch, wenn ich etwas über sie weiß, außer natürlich, dass man mit ihr braten kann. So suche ich das Gespräch mit dem Erfinder, dem Konstrukteur, dem, der diese Pfanne so zum ersten Mal gebaut hat und ich erfahre wie es dazu kam, wie ein Schlosser, Herr Fronz, einfach nur eine perfekte Pfanne haben wollte und sie letztendlich selber baute, weil er es konnte. Wie ein Schreiner den Holzgriff gestaltete und wie er davon einem bekannten Koch erzählte, als er in dessen Küche etwas zu bauen hatte. Wie der Koch die Pfanne testete und, na klar, davon nicht nur mehr haben wollte, sondern sie auch all den begeisterten Köchen und Köchinnen im Land zur Verfügung stellen möchte.  
(wie im Märchen 🙂 )

Der Koch ist Johann Lafer.
Meine Messlatte konnte also ruhig etwas höher gelegt werden. Ich hatte so viele Informationen zur Pfanne, kannte ihre Geschichte und habe diese einfach weitergeführt, denn das, was noch fehlte, war das, in der Pfanne, besonders zubereitete Gericht. Um authentisch zu bleiben, wäre es jetzt gut, wenn Herr Lafer ein Gericht brät und ich die Pfanne dann fotografiere, wenn das Gebratene bereits auf dem Teller ist und der „Hero“  des Bildes, die Pfanne, ihre Arbeit getan hat. So ist dann einzig und alleine die Pfanne der Protagonist und dennoch, um authentisch zu bleiben, nur dann, wenn Herr Lafer sie genutzt hat.
Soweit die Idee und damit verbunden ganz leichte Zweifel, ob da alle so mitspielen, wie ich mir das für das Bild wünschte. Es waren genau eine Mail und ein Anruf bei Herrn Fronz, dem Initiator und Erbauer der Pfanne und Herrn Lafer bis die Idee überzeugte und der Termin gefunden war. 

Mit welcher Begeisterung ein prominenter Koch ein Stück Fleisch brät, obwohl ich davon nur die Spuren in der Pfanne zeigen möchte, das hat mich sehr beeindruckt, ebenso wie das Team hinter dem Produkt und der Genuss  beim Tasting  nach der Arbeit!  

Vielleicht schmecken sie es auch noch ein wenig beim Anblick des Bildes. 
© Ebo Schuy